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Wie Du verzeihen kannst (inkl. Coachingtechnik)

Autor

Martin

Datum

07 November 2018

Kategorien

Nichts hält uns im Leben mehr gefangen als alter Groll, und nichts befreit uns mehr als Verzeihen.

Alter Ärger ist wie eine Fessel, die uns in einen Vergangenheitsknast einsperrt.

Aber wie können wir ihn loslassen?

Und zwar ganz egal, ob uns jemand den Teppich mit Rotwein ruiniert oder wir uns aufs Blut mit jemanden gestritten haben und noch immer stinksauer sind. Oder ob uns jemand beleidigt, betrogen oder auf besonders schmerzhafte Weise verlassen hat.

Wie geht das?

Fangen wir damit an, dass es 2 Wege gibt, mit „Shit“ umzugehen.

Das Dramaland-Spiel. Oder das Erfolgsreich-Spiel.

Wenn wir im Dramaland unterwegs sind, werden wir von Gefühlen wie Ärger, Pessimismus, Neid und Eifersucht getrieben.

Wenn wir dagegen im Erfolgsreich leben, werden wir von Gefühlen wie Dankbarkeit, Freude, Optimismus, Selbstvertrauen und Liebe inspiriert.

Und je nachdem, in welchem der beiden Spiele wir uns gerade befinden, gehen wir unterschiedlich mit Rückschlägen um.

Es beginnt wie immer damit, dass „Shit happens“, wie die Amis so schön sagen. Etwas läuft anders, als erwartet, und wir finden es „scheiße“.

Wir können „Shit“ zwar nicht verhindern, aber wir tragen dennoch die Verantwortung für die Situation. Sprich: Es ist ganz allein an uns, wie wir auf die Situation antworten.

Der „Dramaland“ Weg des Verzeihens

Im Dramaland sind die Reaktionsmuster recht übersichtlich. Es gibt dort nur 3 Rollenmuster:

Angriff: Wir reagieren mit Ärger, Wut oder Zorn. Wir fluchen, schimpfen, beleidigen oder bedrohen jemanden wegen des „Shits“.

Anpassen: Wir schlucken den Ärger runter und schweigen – oder wir versuchen, zu beschwichtigen: „Ist ja nicht so schlimm“, „Das kann ja jedem mal passieren“.

Flüchten: Wir sind beleidigt und verlassen die Situation Türen knallend – oder brechen den Kontakt ganz ab.

Manchmal sind diese Reaktionen sinnvoll, meist aber nicht. Es kann durchaus angemessen sein, jemand, der partout nicht hören will und dennoch echten Schaden fabriziert, lautstark in die Schranken zu weisen.

Es ist manchmal besser, mal nichts zu sagen und „Fünfe gerade“ sein zu lassen. Aber wenn wir insgeheim doch verärgert bleiben, lügen wir uns selbst und den Anderen in die Tasche.

Das Gleiche gilt fürs Flüchten. Es ist manchmal besser, sich nicht provozieren zu lassen und zu gehen. Aber als Dauerlösung funktioniert das nicht: Denn Flucht führt letztendlich in Einsamkeit und Isolation. Wir können nicht jedesmal bei einem Problem weglaufen.

Das Problem an allen 3 Mustern ist nicht so sehr das Verhalten, sondern die Einstellung, aus der sie entspringen: Wir sind sauer und verärgert und solange wir in diesem Zustand sind, werden unser Verhaltensweisen die negative Energie transportieren. Nicht nur beim Angreifen, sondern auch beim Anpassen, denn Menschen spüren instinktiv, wenn jemand heuchelt. Auch das Flüchten kann schmerzhaft wirken: Das so genannte „Silent Treatment“, also das bewusste Schweigen, das bewusst inszenierte Nichtmelden, kann manchmal schmerzhafter sein als jeder laut ausgetragene Streit.

Schlimmer noch: Der Ärger ist ja nicht verarbeitet und wartet darauf, von uns wahrgenommen zu werden. Ignorieren wir ihn zu lang, lauert er auf eine günstige Gelegenheit, sich in Szene zu setzen. Nicht, weil er böse ist. Sondern weil er gefühlt werden möchte. Deswegen rasten Menschen, die immer nur freundlich sind, irgendwann mal so richtig aus und richten dabei oft einen solchen Schaden an, dass sie sich hinterher obendrein auch noch schämen müssen.

Die Folge:

Unverzeihen bringt schlechtes Karma!

Karma ist das, was wir auf unser Tun oder Lassen ernten. Wenn wir jemanden beleidigen, müssen wir damit rechnen, dass der Andere uns mindestens mit einem gleichwertigen Geschenk beglückt.

Auf Angriff, Anpassen oder Flüchten folgt immer eine Gegenreaktion: Der Streit eskaliert und wird immer hitziger oder die Beziehung kühlt ab und droht – bei Dauerbehandlung – ganz zu erkalten.

Das ist jedoch beileibe nicht alles, was wir für’s „Unverzeihen“ zu bezahlen haben.

Schuld & Schamgefühle
Wenn wir uns anpassen, dann meist, weil wir uns insgeheim schuldig fühlen oder uns gar für uns selbst schämen.

Aber auch Angreifer leiden unter Schuld oder Scham. Wenn wir jemanden durch Beleidigungen würdelos behandeln, dann entwürdigen wir nicht nur den Anderen, sondern obendrein auch unsere Beziehung mit diesem Menschen – sowie uns selbst.

Würdeloses Verhalten bleibt würdelos – ganz egal, aus welchem Anlass wir handeln. Auch wenn aggressive Menschen die Scham- und Schuld-Gefühle verdrängen wollen – sie werden von diesen Gefühlen verfolgt und solange geplagt, bis sie sich entschuldigen.

Das kann bei manchen Menschen sehr lange dauern. Entsprechend lang ist denn auch die Gewissensqual.

„Unverzeihen“ katapultiert uns in eine Opferrolle
Wenn wir jemand anders die Schuld dafür geben, dass wir nicht glücklich sein können, geben wir unsere Macht ab.

Sprich: Unsere Fähigkeit, etwas zu verändern.

Wenn wir unseren Eltern vorwerfen, dass wir wegen ihrer Unliebe heute keine glückliche Partnerschaft führen können, übertragen wir automatisch und folgerichtig die ganze Kraft an sie. Statt uns ins Zeug zu legen und unseren Lebenspartner liebevoll zu behandeln, jammern wir lieber rum. Und merken nicht, wie wir uns damit selbst unglücklich machen.

Das gleiche gilt für’s Business: Wenn wir uns über die Marktlage oder unwillige Kollegen aufregen, dann sorgen wir allenfalls für schlechte Laune.

Bei uns.

Und den anderen.

Besser wäre es, die Energie zu nutzen, um andere Wege zu finden, sein Ziel zu erreichen.

„Unverzeihen“ jedenfalls führt nicht zu mehr Erfolg, sondern zu weniger: Wir sind als Geschäftspartner ungenießbar und Kunden spüren oft instinktiv, dass etwas nicht stimmt.

Verstrickt mit Menschen, die wir nicht mögen
Weil wir dem anderen die Macht gegeben haben, sind wir nun obendrein auch noch an ihn gefesselt. Denn nur der oder die Andere kann unser Problem zurechtbiegen. Und solange das nicht passiert, werden wir die ganze Zeit grollen – und hoffen, dass wir endlich aus dem Drama befreit werden.
So kann’s passieren, dass wir auf Menschen, die uns vor 10 Jahren schlecht behandelt haben, auch heute noch sauer sind. Wann immer wir diesem Menschen begegnen oder uns jemand mit einem ähnlichen Verhalten daran erinnert, steigt der Ärger wieder in uns auf.
Das eine Mal damals hat uns wohl nicht gereicht – wir haben uns durchs Unverzeihen 10 weitere Jahre Gedanken- und Gefühlsknast gegönnt.

Einsamkeit und Isolation
Je weniger wir verzeihen können, desto schmerzhafter wird das Leben für uns – und desto ängstlicher und misstrauischer laufen wir durch die Gegend. Jeder Mensch kann jederzeit zur potenziellen Gefahr werden, uns zu verletzen. Wir beginnen Distanz zu halten, und je mehr Groll und Unverziehenes wir in uns sammeln, desto höher und dicker wird die Mauer, die wir Ziegelstein für Ziegelstein hochziehen.

Gefangen in der Realitätsfalle
Verletzte Menschen verletzen Menschen, und so kommt es, dass wir uns im Laufe der Zeit ein ganzes Arsenal an schwierigen bis schlechten Lebensumständen schaffen. Wir wachen schon morgens mit schlechter Laune auf und sorgen im Laufe des Tages durch unzählige Gesten und geringschätzige Sprüche dafür, dass wir eine Menge Widerstand ernten. Und je öfter uns das Ungemach von Außen widerfährt, desto grummeliger und verbohrter werden wir.
Bis wir – hoffentlich – eines Tages davon die Faxen dicke haben und unser Spiel ändern.

Die „Erfolgsreich Variante“ des Verzeihens

Wenn wir das „Erfolgsreich“ spielen, reagieren wir bei „Shit“ zunächst wie alle anderen auch: Wir sind sauer, enttäuscht und frustriert.

Aber:

Schritt 1: Wir nehmen die Situation an
Statt uns lange über den Rotwein auf dem Teppich aufzuregen, laufen wir los und holen Papiertücher und Salz. Statt uns lange über den Stau zu ärgern, greifen wir zum Handy und stimmen neue Termine ab. Statt darüber lamentieren, dass jemand die Ware nicht rechtzeitig liefern kann, suchen wir nach einer anderen Quelle.

Und vor allem nehmen wir auch unsere Gefühle an. Ärger, Frust, Enttäuschung sind alles wichtige Indikatoren, dass wir uns das Leben anders wünschen. Sie zu verdrängen, hieße, unsere Wünsche, Sehnsüchte und Ziele zu missachten – und damit auch uns selbst.
Aber anstatt den Ärger an andere Menschen zu verschwenden, nutzen wir die Energie. Ärger ist Kraft, die wir für die Lösung verwenden können.
Wenn wir die noch nicht kennen, geht’s weiter zu:

Schritt 2: Verstehen, wofür der Shit gut ist.
Im Dramaland fragen sich die Leute: „Warum passiert mir das immer?“

Die Folge: Unser Verstand sucht nach Antworten, in denen wir oder andere selbst nicht sonderlich gut wegkommen: Entweder sind die Anderen schlechte Menschen, oder wir sind selbst schlecht, und haben es deswegen auch nicht anders verdient. Im schlimmsten Fall glauben wir sogar an Beides.

Im Erfolgsreich fragen wir uns stattdessen: „Wofür ist es gut?“

Damit laden wir unseren Verstand ein, über Lösungen nachzusinnen.

Der Rotwein ist umgefallen? Mhm: Vielleicht sollte ich das nächste Mal das Glas auf den Tisch stellen. Oder ein Tablett zum Sofa mitnehmen.

Wir sind mal wieder im Stau stecken geblieben? Vielleicht sollten wir das nächste Mal eher losfahren. Oder die Bahn benutzen.

Ein Geschäftspartner kann nicht liefern? Vielleicht sollten wir uns im Vorfeld Alternativen überlegen – oder die Bestellung besser absichern.

Sobald wir uns „Wofür ist es gut?“ fragen, verwandeln wir den „Shit“ zu einer Chance. Zu einer Möglichkeit, unser Leben fortan besser zu gestalten.

Schritt 3: Verzeihen
Verzeihen kommt vom altdeutschen Wort „Zeihen“. Jemanden bezichtigen, anklagen, verurteilen.

Wir richten also beim „Zeihen“, beim „Bezichtigen“ unsere Kraft und unseren Tatendrang gegen einen Menschen – und nicht auf die Lösung.

Je mehr wir unsere Energie in den Angriff verklappen, desto mehr Gegenwind bekommen wir. Und obendrein steht uns weniger Energie für die Lösung zur Verfügung. Wie blöd ist das denn?

Menschen im Dramaland können von Ärger, Wut, Zorn und Rachegedanken so sehr aufgefressen werden, dass ihr ganzes Leben ins Schlingern gerät. Der Ehestreit zuhause wirkt sich auf die Arbeit aus und umgekehrt. Eins kommt zum Anderen, und plötzlich hängt nicht nur der Haussegen schief, auch der Kontostand gerät in einen Abwärtsstrudel.

Wenn wir „ver-zeihen“, ziehen wir die Anklage zurück. Wir konzentrieren all unsere Kraft darauf, die Situation selbst zu begradigen und daraus für nächste Mal zu lernen.

Zu Verzeihen heißt jedoch nicht, zu allem „Ja und Amen“ zu sagen. Im Gegenteil…

Schritt 4: Einlassen oder Loslassen?
Verzeihen heißt, uns von Anklagen zu befreien, damit es uns gut geht.

Aber ob wir uns mit jemanden versöhnen, ihn also weiter in unser Leben lassen, das ist eine ganz andere Frage.

Manchmal ist es besser, einen Menschen loszulassen und getrennte Wege zu gehen.

Vor zwei Jahren habe ich mal mit jemanden zusammen gearbeitet, der hinter meinem Rücken einen Kunden von mir für sein eigenes Projekt gewonnen hat. Als ich ihm gesagt habe, dass ich das nicht gut finde, hat er sich wortreich entschuldigt. Ich habe ihm eine zweite Chance gegeben. Als er dann für ein anderes Projekt hinter meinem Rücken an einen meiner Mitarbeiter gegangen ist, habe ich mich von ihm verabschiedet.

Wenn uns jemand Schaden zugefügt hat, sollten wir immer als erstes prüfen, ob es sich um etwas Einmaliges gehandelt hat oder nicht.

Haben wir es mit einem Serientäter zu tun, dürfen wir auch in Zukunft Schadensmeldungen erwarten.

Denn menschliches Verhalten wird zum Großteil von Gewohnheiten, von neuronalen Karten gesteuert, die wir nur bedingt, meist gar nicht bewusst beeinflussen können. Es bedarf eines längeren, täglichen Übungsprozesses (meist 21 Tage lang oder mehr), um sich eine neue Verhaltensweise als Gewohnheit zu erarbeiten. Dabei bleibt die alte Verhaltensweise erhalten und wird – gerade unter Stress – vom Gehirn bevorzugt aktiviert. Wer sich jemals Rauchen, Trinken oder Drogen abgewöhnen wollte, weiß, wovon ich spreche.

Lange Rede, kurzer Sinn: Menschen ändern sich meist nicht – es sei denn, ihr Leid ist so groß, dass sie genug vom Alten haben.

Das bedeutet für uns: Akzeptieren, dass der Andere so ist, wie er ist. Punkt.

Wenn wir damit nicht sonderlich gut leben können, stellt sich die folgende Frage: Kann und will ich etwas bei mir ändern, damit der Andere nicht so reagiert?

Wenn nein, ist die Frage beantwortet, ob wir uns auf jemanden einlassen oder ihn loslassen.

Wenn wir mit den „Schäden“, die wir mit dem Anderen erleben, auf Dauer nicht klar kommen oder klar kommen wollen, gilt es sich zu verabschieden.

Schritt 5: Gutes Karma aufbauen
Wenn wir unsere Kraft für unsere Ziele verwenden, also auf das, was wir wirklich wollen, erzeugen wir früher oder später die Ergebnisse, die wir uns wünschen.

Wie schnell das geht, hängt im Wesentlichen von unserem Geschick und unserer Flexibilität ab. Fällt uns öfters das Weinglas um, sollten wir vielleicht Parkett im Wohnzimmer verbauen – oder das Weintrinken sein lassen. Finden wir in dem einen Partner nicht die Liebe, nach der wir uns sehnen, ist es besser, sich nach einem anderen umzusehen.

Solange wir die Kraft bei uns behalten, solange wir in der Verantwortung bleiben, solange wir uns auf das konzentrieren, was wir wollen, ist jeder „Shit“ nichts weiter als der Dünger, mit dem wir unser Wachstum – und vielleicht auch das der Beteiligten – beflügeln können.
Genug der Theorie. Hier kommt zum Schluss noch was Praktisches.

Der einfache Verzeihensprozess

Im Video oben gibt’s ab Minute 20.37 dazu noch eine schöne Übung.

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20 Kommentare

  1. wie immer Martin, super Session..bei mir trifft eigentlich alles zu oder auch nichts…seit meiner frühsten Kindheit, so lange ich mich zurückerinnern kann, habe ich meinen eigenen Seelenfrieden immer als höchstes Gut angesehen und habe entsprechend alles durchprobiert..meistens habe ich Groll und Ärger immer relativ schnell wieder losgelassen, weil es mir das nicht wert war, dass dieses Gefühl mein gesamtes Sein in Anspruch genommen hat und mir solche schlechten Gefühle beschert hat…diese Wesenart hat mir in meiner Familie und später auch in der Schule und im Berufsleben den Ruf der Dummen eingebracht, die nichts gecheckt bekommt…ich habe dann irgendwann einmal einen Intelligenztest machen lassen und habe festgestellt, dass ich einen überdurchschnittlichen hohen IQ habe…das hat mich im nachhinein sehr gefreut und mir eine Genugtuung gegeben, weil ich sehr oft klein bei gegeben habe und ich weis einfach,dass ich nicht dumm bin….

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  2. Hallo Martin,
    ich finde das ist schon ein schwieriges Thema. Jemand verzeihen finde ich schon gut, es gibt mir einen inneren Frieden. Trotzdem habe ich festgestellt, dass etwas .. wie eine Wunde .. bleibt. Wenn ich wirklich sehr verletzt und enttäuscht worden bin von einem Menschen, und auch wenn ich mit dieser Person über diese Situation gesprochen habe, mit all meinen Gefühlen, und es auch der betreffenden Person leid getan hat, was diese angerichtet hat, bleibt ein Gefühl von Vorsicht. Besonders, wenn es um Bereiche geht, wo man sehr verletzlich ist, die normalerweise Fremde Menschen nichts angehen, wird es kritisch finde ich. Auch das Verzeihen und darüber reden kann einmal Gesagtes oder Getanes nicht aus der Welt schaffen.

    Antworten
    • Ja, das Thema ist ganz bestimmt eines der Schwierigsten überhaupt. Denn Verzeihen heißt, mit dem Leben ins Reine kommen. Das ist ja fast schon eine Lebensaufgabe.
      Und ja: „Auch das Verzeihen und darüber reden kann einmal Gesagtes oder Getanes nicht aus der Welt schaffen.“
      Wenn man verziehen hat, spielt das, was war, keine Rolle mehr. Es ist passiert. Stimmt. Aber es ist nun unwichtig geworden. Der Fokus liegt nicht mehr auf der Vergangenheit, sondern auf der Gegenwart.
      Allerdings ist das nicht immer ratsam. Denn es gibt im Leben, wie ich oben ja geschrieben habe, leider auch „Serientäter“. Menschen, die immer wieder den gleichen Schaden anrichten.
      Da ist dann in der Tat Vorsicht angesagt.
      Deswegen unterscheide ich zwischen „Verzeihen“ und „Versöhnen“, als dem Einlassen oder Loslassen eines Menschen.
      „Verzeihen“ heißt, sich vom Groll befreien.
      „Einlassen“ sollte man sich nur, wenn der Andere „Reue“ zeigt und wirklich was ändert. Oder man selbst bereit ist, etwas bei sich selbst zu ändern.

      Antworten
  3. Whow,
    das ist sehr wertvoll und muss unters Volk!
    Ich freue mich schon auf das spirituelle Verzeihen
    Herzliche Grüße
    Kirsten

    Antworten
  4. „Durch Seminare oder Kurse Vergebung anzustreben halte ich für einen der gewaltvollsten Schritte, die wir unserem verletzten inneren Kind antun können. Ich würde angesichts solcher Verzeihungs- oder Vergebungsbemühungen anraten, sich erst einmal zu fragen, welche Motivation dahintersteckt. Denn nicht selten ist es die tiefer liegende Angst, keinen Frieden finden zu können, wenn wir nicht verzeihen. Innerer Friede und Angst gehen jedoch nicht zusammen. Um den Weg für einen wirklichen inneren Frieden zu ebnen, müssten wir uns dieser Angst in uns widmen, statt uns mit Verzeihen zu beschäftigen. Wenn Verzeihen während eines Prozesses in uns aufkommt, brauchen wir kein Seminar dafür, es entsteht dann natürlicherweise. Und wenn es nicht geschieht, ist es genauso richtig. Dann ist es nicht für uns dran.“
    Sanchez, Maria. Die revolutionäre Kraft des Fühlens (Gräfe und Unzer Einzeltitel) (German Edition) (S.122-123). GRÄFE und UNZER Edition. Kindle-Version.

    Antworten
    • Das Zitat finde ich ich offen gestanden in mehrerer Hinsicht sehr bedenklich.
      Zunächst ist es aus dem Zusammenhang gerissen.
      Maria Sanchez kritisiert in den Zeilen zuvor, dass ein Verzeihen nicht funktionieren kann, wenn wir es uns abzwingen wolle und dabei unsere verletzte Seite übergehen. „Damit sich in uns etwas befreien kann“, so Sanchez, „ist es notwendig, sich erst einmal ganz in die Schuhe unseres verletzten Kindes zu stellen, anstatt aus dem geliebten Kind heraus sofort die Schule unserer Eltern anzuziehen.“
      Dem kann ich nur zustimmen. Das kann nicht funktionieren (siehe auch hier: https://bigshift.live/verpeilt-marottig-inauthentisch-und-sauglucklich/).
      Wer sofort den Tätern verzeihen möchte, ohne ersteimal einfühlsam und liebevoll zu sich selbst zu sein, tut sich selbst ein Unrecht an.
      Das sehe ich genau so.
      Dann aber versteigt sich Sanchez zu der Behauptung, dass Seminare und Kurse zur Vergebung eine Art Vergewaltigung sei. Das wiederum ist eine grobe und vollkommen unangemessene Generalisierung. Sanchez kennt nicht die Arbeiten alle Trainer & Coaches weltweit, die zu dem Thema tätig sind. Ich denke zum Beispiel an das hawaiischeu Hoʻoponopono, wie es von Morrnah Simeona gelehrt wird.
      Zudem wird hier allen Menschen unrecht getan, die sich aus dem Gefängnis des Unverzeihens befreien möchten, weil sie weder Zuhause, noch in der Schule oder in der Kirche wahres Verzeihen gelernt haben.
      Richtig wäre meines Erachtens gewesen, wenn sie geschrieben hätte: „Manche Kurse und Seminare übergehen den Schritt, erst zu sich selbst loyal zu sein.“
      Wenn man sich dann noch die Begründung durchliest, wird klar, auf welch dünnem Eis sich Sanchez bewegt: „nicht selten“ stünde hinter dem Besuch eines Seminares eine tiefer liegende Angst, keinen Frieden zu finden.
      „Nicht selten“ heißt doch, dass das nur eine Teil der Menschen betrifft. Was ist denn dann mit allen anderen, die nicht unter dieser Angst leiden? Die ein Seminar besuchen oder ein Buch zum Thema lesen, weil sie einen neuen Weg in ihrem Leben einschlagen möchten?
      Kurz: Ich finde es problematisch, mit so einer drastischen Argumentation die Haltung und das Handeln anderer Menschen zu be- oder gar verurteilen.
      Um nicht den gleichen Fehler zu begehen: Ich stimme Sanchez zu, dass es sich bei Verzeihen um einen sanften und sehr organischen Prozess handelt, der schichtweise verläuft. Verzeihen kann und sollte wie alle anderen Veränderungsprozesse nicht erzwungen werden
      Zu guter Letzt vermisse ich an den Ausführungen eine etwas differenziertere Betrachtung der Problematik.
      Es ist ein Unterschied, ob jemand als Kind durch die Eltern Gewalt erfahren musste und deswegen schweres Leid erlitten hat.
      Es gibt aber auch ein Nicht-Verzeihen, das keineswegs einer tiefen seelischen Wunde entspringt – sondern aus purem Egoismus geschieht. Wer sich zu stark mit seinem Ego identifiziert, kann es nicht ertragen, wenn jemand anders gerade nicht tut, was er erwartet. So jemand hat kein Problem mit einem verletzten Kind, sondern mit einem verletzten Ego. Hier wäre es in der Tat hilfreich, eine Situation nicht nur aus den eigenen Augen zu betrachten – sondern auch aus der Perspektive aller Beteiligten.

      Antworten
  5. Ich empfehle dringend, den Impuls bei sich zu überprüfen, … [jemandem] verzeihen oder vergeben zu WOLLEN. Vergebung kann man nicht machen, sie geschieht. Und zwar dann, wenn sie innerhalb eines Prozesses geschehen will. Es gibt kein „Du musst!“ oder „Du solltest!“ dabei.
    Sanchez, Maria. Die revolutionäre Kraft des Fühlens (Gräfe und Unzer Einzeltitel) (German Edition) (S.122). GRÄFE und UNZER Edition. Kindle-Version.

    Antworten
  6. Über den Mythos der Vergebung:
    https://netzwerkb.org/2012/01/24/mythos-der-vergebung/
    Um auch persönlich Stellung zu nehmen: Ich halte Aussagen von Martin Weiss wie „Unverzeihen bringt schlechtes Karma!“ und sei ein „Gefängnis“, aus dem es sich befreien gelte, für schlicht unverantwortlich! Es wird „spirituell“-motivierter Druck auf Opfer ausgeübt, der ihnen mehr schadet als nutzt. Dass zwar zunächst das „verletzte innere Kind“ anzunehmen sei, dann aber jedenfalls ein Verzeihen folgen müsse, ist für mich eine Farce.

    Antworten
    • Liebe Bettina
      wie ich oben bereits schrieb: „Ich stimme Sanchez zu, dass es sich bei Verzeihen um einen sanften und sehr organischen Prozess handelt, der schichtweise verläuft. Verzeihen kann und sollte wie alle anderen Veränderungsprozesse nicht erzwungen werden.“
      😉
      Martin

      Antworten
  7. Es geht nicht um Erzwingen, sondern darum, dass Verzeihen weder durch Wollen noch irgendeine „Technik“ erzeugt/bewirkt („gemacht“) werden kann. Verzeihen ist kein Prozess, sondern ein emergentes Ereignis. Ihr Drängen und Drohen mit „schlechtem Karma“ geht von der irrigen Prämisse aus, dass Verzeihen bewirkbar sei. Und baut „schlechtes Karma“ eher in der Hinsicht auf, dass man sich das Nichtverzeihen nicht verzeiht.

    Antworten
    • Bevor wir uns weiter unterhalten (was ich übrigens mag und gerne mache), möchte ich kurz erklären, was ich mit Verzeihen meine.
      Verzeihen kommt für mich von dem Wort „Zeihen“: Jemand anders bezichtigen, ein Verbrechen bzw. etwas Falsches getan zu haben.
      Beim „Zeihen“ gibt es aus meiner Sicht (mindestens) zwei Ebenen. Eine faktische und eine narrative.
      Meine Eltern haben mich geschlagen (Fakt) und das bedeutet, dass ich ein schlechter Mensch bin, der es verdient hat (narrativ). Oder es bedeutet, dass meine Eltern schlechte Menschen sind, die es verdient haben, dafür von mir in Gedanken und mit Worten und Taten bestraft zu werden (narrativ).
      Fakten kann man nicht ändern. Ein Narrativ schon.
      Viele Menschen (nicht alle!) neigen dazu, sich ein Opfer-Narrativ zurecht zu legen. Der Andere ist schuld, dass es mir heute schlecht geht.
      Damit gibt man seine Verantwortung für das Narrativ ab.
      Wohlgemerkt die Verantwortung für das Narrativ. Nicht für die Fakten. Dass uns Unrecht geschehen ist, dass wir tatsächlich Opfer waren, ist und bleibt eine in fast allen Fällen eine Tatsache.
      Aber die Geschichte, die wir uns danach erzählen, die Bedeutung, die wir dem Ereignis verleihen, die Schlüsse, die wir aus der Erfahrung ziehen, sind ganz allein auf uns selbst zurück zu führen.
      Das ist in meinen Augen der Kern von Viktor Frankls Arbeit, der als Gefangener eines KZ’s beobachtet hat, dass es Menschen gab, die sich angesichts der ungeheuren Gräueln dennoch eine innere Stärke bewahrt haben.
      „Zwischen Reiz und Reaktion gibt es einen Raum. In diesem Raum haben wir die Kraft, unsere Reaktion zu wählen. In unserer Reaktion liegt unser Wachstum und unsere Freiheit“, so Frankl.
      Genau das ist meine Einstellung. Wir können die Fakten nicht ändern, aber wie wir sie interpretieren und bewerten und welche Handlungen wir daraus ableiten, liegt bei uns.
      Diese Verantwortung kann man als Bürde wahrnehmen oder als Befreiung und Ermächtigung.
      Wenn man sich ihr nicht gewachsen fühlt, wird die Verantwortung zur Last, zum Zwang, zum Druck.
      In dem Wort „Gewachsen sein“ steckt jedoch meines Erachtens ein ganz wichtiger Schlüssel zum Verzeihen.
      Die erste Maßnahme zum Verzeihen, besteht nicht darin, den Tätern eine Absolution erteilen zu wollen, sondern sich dem eigenen Schmerz zuzuwenden: Das verletzte innere Kind in die Arme zu nehmen und den eigenen Kummer, das eigene Leid zu fühlen und anzunehmen.
      Das jedoch erfordert nicht nur Kraft, sondern auch Know-How. Denn das verletze „innere Kind“ weiß nicht, wie es heilen soll. Wie auch? Es ist ja von den schmerzhaften Erfahrungen vollkommen überfordert.
      Dazu bedarf es meiner Meinung nach eines liebevollen Erwachsenen, der genügend Fähigkeiten entwickelt hat, um mit den Emotionen gut umgehen zu können, und der auch über einen viel größeren Horizont verfügt als das kleine, verletzte Kind.
      Dieses Wissen und diese Erfahrung kann man sich selbst aneignen und so zum liebevollen Erwachsenen für sich selbst werden. Oder man begibt sich in die Obhut eines Coaches oder Therapeuten bzw. Therapeutin, der oder die über die Liebe und das „Gewusst wie“ verfügt, einen solchen Prozess begleiten zu können.
      So oder so braucht es jemanden, der diese Fähigkeiten besitzt, denn sonst besteht die Gefahr. sich im eigenen Schmerz zu verlieren.
      Diese Fähigkeiten kann man lernen, und Seminare und Fachliteratur können dabei eine gute Hilfe sein.
      Das alles setzt jedoch als allererste die Bereitschaft voraus, „Ja“ zum Verzeihen zu sagen.
      Solange wir nicht bereit sind, unsere Interpretationen zu überprüfen, solange wir nicht bereit sind, uns für eine neue Sicht der Dinge zu öffnen, werden wir von der wohltuenden Seite der Verantwortung, Freiheit und Ermächtigung, nicht partizipieren können.
      Und wenn wir „Ja“ sagen, dann bedarf es weiterer Schritte: Den Schmerz annehmen, aus den Erfahrungen lernen, neue Wege finden, um eine Wiederholung des Alten zu verhindern und für eine bessere Zukunft zu sorgen etc.
      Kurz: Auch wenn das Verzeihen sich von alleine ergeben mag, bedarf es jedoch unserer aktiven Mitarbeit.
      Soweit meine Meinung.
      Zum Schluss noch ein persönliches Wort: Ich stimme zwar nicht all Ihren Stellungnahmen zu, aber ich fühle mich durch unseren gemeinsamen Dialog sehr bereichert. Wie immer, wenn man sich mit einem Thema auseinander setzt, kann man durch einen Diskurs noch mehr Klarheit gewinnen.
      Danke dafür.

      Antworten
  8. Sie wollen mir also erzählen, dass ich als Vergewaltigungsopfer zwar nicht die Verantwortung für die faktische Tat trage, wohl aber die Verantwortung dafür, wie es mir mit dieser Tat geht? Dass mein Posttraumatisches Belastungssyndrom nichts weiter sei als ein „Narrativ“, also das Resultat irgendwelcher Geschichten, die ich mir selbst über die Tat erzähle? Und dass ich gewissermaßen „selbst schuld“ an meinem Befinden sei, denn ich könne beim Auftauchen eines Flashbacks („Reiz“) meine gedankliche und emotionale Reaktion ja frei wählen oder das mit Hilfe eines „Erwachsenen“ zumindest lernen?
    Und weiter, dass es in jedem Fall (nach dem Annehmen der eigenen Verletztheit) darum gehe, zu „verzeihen“, also damit aufzuhören, „jemand anders zu bezichtigen, ein Verbrechen bzw. etwas Falsches getan zu haben“? Sonst erzeuge man „schlechtes Karma“?

    Antworten
    • Liebe Frau Brauer,
      Sie stellen vollkommen zu Recht in Frage, „dass ein Posttraumatisches Belastungssyndrom nichts weiter sei als ein „Narrativ“, also das Resultat irgendwelcher Geschichten, die ich mir selbst über die Tat erzähle?“
      Selbstverständlich ist dem nicht so.
      Ich bin als Kind geschlagen worden und kann deswegen einiges zum Thema „Trauma“ sagen.
      Der entscheidende Punkt ist in meinen Augen, dass ein Trauma nicht entsteht, weil jemand einem Täter nicht verzeihen kann, sondern weil jemand mit einer so schmerzhaften Erfahrung konfrontiert wird, dass er sie nicht mehr selbst verarbeiten und bewältigen kann.
      Das wäre ja so, als ob jemand mit dem Auto angefahren wird und man ihm verspricht, dass seine Knochenbrüche heilen, sobald er dem Autofahrer verzeiht.
      So, wie jemand Knochenbrüche von einem Unfallchirurgen behandeln lassen sollte, so kann man eine traumatische Verletzung nicht durch „Verzeihen“ heilen, sondern nur durch eine Traumatherapie wie EMDR, Somatic Experienceing etc.
      Sie schreiben weiter: „Und dass ich gewissermaßen „selbst schuld“ an meinem Befinden sei denn ich könne beim Auftauchen eines Flashbacks („Reiz“) meine gedankliche und emotionale Reaktion ja frei wählen oder das mit Hilfe eines „Erwachsenen“ zumindest lernen?“
      Trigger, Flashbacks etc. sind Prozesse, über die das Opfer keine Kontrolle hat: Wie soll da jemand seine Reaktion frei wählen können?
      Ein Prozess wie „Verzeihen“ kann die Traumaarbeit also definitiv nicht ersetzen, sondern nur an bestimmten Stellen ergänzen.
      So weiß ich von Kollegen, die mit traumatisierten Menschen arbeiten, dass es am Ende der Prozesskette wichtig ist, auch am „Narrativ“ zu arbeiten. Zum Beispiel: Wie sieht sich der traumatisierte Mensch? Als beschmutztes Opfer? Oder als eine starke Überlebende, die aus der furchtbaren Erfahrung ein postraumatisches Wachstum gewinnen konnte?
      Sie schreiben: „Und weiter, dass es in jedem Fall (nach dem Annehmen der eigenen Verletztheit) darum gehe, zu „verzeihen“, also damit aufzuhören, „jemand anders zu bezichtigen, ein Verbrechen bzw. etwas Falsches getan zu haben“? Sonst erzeuge man „schlechtes Karma“?“
      So, wie das formulieren, hört sich das „in jedem Fall“ nach Druck und Zwang an.
      Niemand „muss“ verzeihen. Es ist jedermanns und jederfraus gutes Recht, dem Täter nicht zu vergeben. Ich glaube zwar, dass es einem besser geht, wenn man irgendwann mit der Vergangenheit Frieden schließt, aber ich kann mir selbst Taten vorstellen, die ich jemanden für lange Zeit nachtragen würde. Ich bin kein Heiliger, und ich bin auch nicht angetreten, irgendjemanden bekehren zu wollen. Wer will, kann und darf bis an sein Lebensende den Groll im eigenen Herzen tragen.
      Was das Thema „Karma!“ betrifft, sollte ich an dieser Stelle vielleicht klarstellen, was ich darunter verstehe.
      Für mich ist Karma keine Bestrafung, sondern einfach das, was als Konsequenz des eigenen Handelns zu einem zurückkehrt. So wie es in den Wald hinein schallt, so schallt es auch wieder hinaus.
      Das ist für traumatisierte Menschen leider unglaublich tragisch.
      Traumatisierte können zwischen heftigen Schamgefühlen und sehr krassen Aggressionsgedanken und -gefühlen hin und her pendeln. Das kann dazu führen, dass ihre Beziehungen sehr schwierig werden, in einigen Fällen sogar an den traumabedingten Problemen scheitern können. Die eigene seelische Verletzung kann also Unfrieden im Äußeren zur Folge haben, der wiederum die seelische Wunden oft noch verstärkt.
      Das verstehe ich als Karma und das ist in meinen Augen besonders furchtbar, denn so wird man als Opfer doppelt bestraft.
      Hinzu kommt, dass ein Teil der Gewaltopfer, die ihre Traumata verdrängt bzw. nicht aufgearbeitet haben, darüber hinaus Gefahr laufen, selbst gewalttätig zu werden.
      Wenn das alles keine schlimmen, negativen Konsequenzen (= „Karma“) sind, dann weiß ich es nicht.
      Traumata sind extrem fies und die Aufarbeitung kann viele Jahre dauern, in denen die Traumatisierten oft erheblichem Leid ausgesetzt sind.
      Ein Verzeihensprozess kann im Laufe der Traumatherapie durchaus einen wertvollen Beitrag leisten. Ein Ersatz für Traumaarbeit ist ein Verzeihensprozess jedoch nicht.

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  9. Es wird Zeit für Metakommunikation, denn Sie bedienen sich bei Ihrer Argumentation fragwürdiger Strategeme der Eristik bzw. Rabulistik, die definitionsgemäß „nicht der Wahrheitsfindung dienen, sondern dem Erfolg in einem Streitgespräch durch bestimmte argumentative Formen.“ (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Eristische_Dialektik.
    Sie haben in Ihrer Vorantwort behauptet, dass es im Sinne eines Narrativs bei uns selbst liege, wie wir eine Gewalttat interpretieren und bewerten, und dass wir nach V. Frankl in einem Raum zwischen Reiz und Reaktion die Freiheit hätten, unsere Reaktion selbst zu wählen. Jetzt soll das auf einmal jetzt „selbstverständlich“ nicht so sein, da „Trigger, Flashbacks etc. Prozesse [seien], über die das Opfer keine Kontrolle hat“? Sie widersprechen sich selbst. Und tun mit Ihrer rhetorischen Anschlussfrage („Wie soll da jemand seine Reaktion frei wählen können?“) auch noch so, als hätten Sie nie etwas anderes behauptet und ich Ihnen Falsches unterstellt.
    Sie benutzen eine bekannte eristische Taktik, die darin besteht, zunächst die Tatsachen auf den Kopf oder zumindest zu ent-stellen, die eigenen „Phantome“ dann im zweiten Schritt so anzugreifen, als seien es Unterstellungen des Gegners und sich schließlich im dritten Schritt darüber zu entrüsten, wie man überhaupt so denken könne. Das ist, mit Verlaub, unterste Rabulistik-Schublade.
    So auch im Weiteren, wo Sie schreiben: „Der entscheidende Punkt ist in meinen Augen, dass ein Trauma nicht entsteht, weil jemand einem Täter nicht verzeihen kann, sondern weil jemand mit einer so schmerzhaften Erfahrung konfrontiert wird, dass er sie nicht mehr selbst verarbeiten und bewältigen kann.“ Damit tun Sie so, als hätte ich oder sonstwer behauptet, dass ‚ein Trauma entstünde, wenn man einem Täter nicht verzeihe‘ (was de facto kompletter Unsinn ist), um dann die von Ihnen selbsterfundene Scheinbehauptung entrüstet zu widerlegen: „Das wäre ja so, als ob jemand mit dem Auto angefahren wird und man ihm verspricht, dass seine Knochenbrüche heilen, sobald er dem Autofahrer verzeiht.“
    Dem gleichen Muster folgt auch Ihre Betonung, dass sich eine „traumatische Verletzung nicht durch Verzeihen“ heilen lasse und „ein Prozess wie Verzeihen Traumaarbeit definitiv nicht ersetzen könne“. Wer hat anderes behauptet?
    Auch Ihr Versuch, den Druck und Zwang, den Sie selbst auf Ihre Leserschaft ausüben, auf mich zu projizieren („So, wie Sie das formulieren, hört sich das „in jedem Fall“ nach Druck und Zwang an.“) gehört als Tatsachenverdrehung zu dieser „dunklen Seite“ der Rhetorik. Denn WER hat das so formuliert? Nicht ich, sondern Sie selbst: „Unverzeihen bringt schlechtes Karma!“
    Mit Ihrer polemischen Bemerkung „Wer will, kann und darf bis an sein Lebensende den Groll im eigenen Herzen tragen.“ und der darin enthaltenen Implikation „Wer nicht bis an sein Lebensende unter schlimmen Folgen leiden will, muss verzeihen.“, toppen Sie Ihren Druck und Zwang sogar noch nochmals und drohen in „Sonst kommst Du in die Hölle“-Manier mit massiv negativen Konsequenzen, wenn man sich dem „Muss des Verzeihens“ nicht beuge. Halten Sie das etwa für ethisch? Insbesondere auch Gewaltopfern gegenüber, die angesichts dessen, was ihnen angetan wurde, nicht lediglich „Groll“ empfinden und denen selbst mit einer Traumatherapie nicht immer ausreichend geholfen werden kann?
    Unter denkgesetzlichen Gesichtspunkten ist Ihre Behauptung „Unverzeihen bringt schlechtes Karma!“ zudem ein Zirkelschluss nach dem Muster „Wenn Du nicht dafür sorgst, dass es Dir trotz der Tat wieder gut geht, wird es Dir schlecht ergehen.“
    Es gäbe noch viel mehr zu sagen, was ich mir aber erspare, weil es mir nicht darum geht, Sie hier rhetorisch vorzuführen, sondern darum, dass wir einen (ich zitiere Sie insofern) Diskurs führen, durch den wir „mehr Klarheit gewinnen“ statt uns in rabulistischen Gefechten zu üben.

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    • Liebe Frau Brauer
      das können wir ganz einfach aufklären.
      Sie haben mir geschrieben: „Sie wollen mir erzählen…dass mein Posttraumatisches Belastungssyndrom nichts weiter sei als ein „Narrativ“, also das Resultat irgendwelcher Geschichten, die ich mir selbst über die Tat erzähle?“
      Dieser Frage habe ich entnommen, dass Sie einen solchen Gedankengang für falsch halten.
      Da ich das genau so sehe wie Sie, habe ich Ihnen zugestimmt: Posttraumatische Störungen sind selbstverständlich nicht die Folge eines fehlgeleiteten Narrativs.
      Ich habe somit Ihre Argumentation an dieser Stelle voll und ganz unterstützt.
      Zu dem Thema „Druck und Zwang“ wiederhole ich nochmals meine Worte von weiter oben: „Verzeihen kann und sollte wie alle anderen Veränderungsprozesse nicht erzwungen werden.“
      Auch da bin ich mit Ihnen gleicher Meinung.
      Dass der eigene „Groll“ inneren und äußeren Unmut erzeugt (= schlechtes Karma) halte ich nach wie vor richtig.
      Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie das anders sehen als ich.
      Aber vielleicht haben Sie ja dazu noch eine andere Idee? Einen besseren Ansatz?
      🙂
      Martin Weiss

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  10. Ich hatte metakommunikativ kritisiert, dass Sie manipulatorische rhetorische Streitmittel einsetzen. Auf meine Vorhalte gehen Sie jedoch gar nicht ein. Vielmehr versuchen Sie, dem Vorwurf von Streitrhetorik zu entgehen, indem Sie so tun, als stimmten Sie mir in allem zu und wir seien gleicher Meinung. Leider ist dies eine Fehldarstellung. Sie tun so, als wäre es mir nicht um die Art Ihrer Kommunikation gegangen, sondern lediglich darum, von Ihnen inhaltliche Zustimmung zu bekommen. In dem Tenor Ihrer Zeilen („Ich habe Ihnen doch voll und ganz zugestimmt. Was wollen Sie denn noch?“) verbirgt sich erneut dasselbe eristische Strickmuster (Falschdarstellung plus Widerlegung derselben plus entrüsteter Abschlussfrage), das ich schon vorher kritisiert habe.
    Sie behaupten, dass Sie mich in meiner Argumentation, dass man psychische Belastungen (bspw. und insbesondere nicht bei einer PTBS) nicht einfach auf den Hintergrund „fehlgeleiteter Narrative“ reduzieren kann, „voll und ganz unterstützt“ hätten. Auch diese Darstellung geht an dem tatsächlichen Gehalt Ihrer Aussagen vorbei. Denn Sie haben zwar eingeräumt, dass Ihre ursprüngliche Pauschalbehauptung eines lediglich narrativen Hintergrunds nicht für das Vorliegen einer PTBS gelte. Ihre Betonung jedoch, dass Sie mir „in diesem Punkt“ zustimmen, dass „traumatische Verletzungen nicht durch Verzeihen heilbar“ seien, impliziert, dass Sie ansonsten der Auffassung sind, dass alle anderen (nicht-traumatischen) Belastungen weiterhin auf „fehlgeleitete Narrative“ zurückgeführt und diese durch „Verzeihen“ aufgelöst werden könnten. Damit liegen Sie allerdings genauso falsch, wie bei einer PTBS. Denn auch bei weniger traumatischen Erfahrungen widerspricht es sämtlichen psychologischen und neurologischen Erkenntnissen, die Ursache lediglich in „defekten“ Narrativen zu verorten. Seelische Belastungen egal welcher Stärke sind immer ein komplexes psycho-neuro/bio-soziales Gesamtgeschehen, für das der Begriff „Narrativ“ völlig unangemessen ist.
    Unrichtig ist auch Ihre Darstellung, dass wir hinsichtlich Ihrer Auffassung „Verzeihen kann und sollte wie alle anderen Veränderungsprozesse nicht erzwungen werden.“ gleicher Meinung wären. Denn erstens ist „Verzeihen“, wie bereits wiederholt gesagt, kein „Prozess“ oder Weg zur Heilung, sondern allenfalls das (eventuelle!) Ergebnis eines Prozesses des Heilens von Belastungen. Verzeihen ist nicht die Voraussetzung, um seelisch zu heilen; seelische Heilung ist vielmehr die Voraussetzung für ein dann vielleicht stattfindendes Verzeihen. Sie werfen denkfehlerhaft Ursache und Wirkung durcheinander.
    Und wenn sich Verzeihen nicht „machen“ und schon gar nicht „erzwingen“ lässt: warum üben Sie dann auf Ihre Leser unter Aufbietung autoritär-religiöser Drohszenarien („Unverzeihen führt zu schlechtem Karma“) massiven Druck aus zu verzeihen? Obwohl diese das Verzeihen gar nicht in der Hand haben? Sie führen Ihre Leser in eine „Double Bind“-Situation, deren verheerende Wirkung Ihnen bekannt sein dürfte (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Doppelbotschaften). Ihre sinngemäßen Forderungen wie „Verzeih, DAMIT Du inneren Frieden findest“ mit dem Umkehrschluss „Wenn Du nicht verzeihst, wirst Du keinen inneren Frieden finden.“ sind unverantwortlich. Wenn Sie an Karma glauben, dann sollten Sie sich vielleicht mal fragen, welches Karma Sie damit für sich selbst schaffen. Gerade auch unter dem Aspekt, dass Sie Ihren Lesern in einem Zusammenhang Angst/Druck machen, in dem es darum geht, gewerbliche Online-Kurse zum Thema „Verzeihen“ zu verkaufen. Ihr Vorgehen erinnert mich an das von Versicherungsvertretern.
    Dass Sie dabei versuchen, Ihren Druck durch das Glaubenskonzept des Karmas zu rechtfertigen, macht es nicht besser. Falsch gehen Sie insbesondere davon aus, dass ich mit Ihnen gleicher Meinung sei, wenn Sie behaupten: „Dass der eigene „Groll“ inneren und äußeren Unmut erzeugt (= schlechtes Karma) halte ich nach wie vor richtig.“ Abgesehen davon, dass es beim Thema „Verzeihen“ nicht lediglich um „Groll“ (Ärger, Zorn, Wut etc.), den es abzubauen gälte, geht auch Ihre verniedlichende Gleichsetzung von „schlechtem Karma“ mit „innerem und äußeren Unmut“ fehl.
    Bei „Karma“ geht es um viel mehr als „Unmut“, nämlich um den zum religiösen Gesetz hochstilisierten Versuch, dem einzelnen Mensch die alleinige Schuld/Verantwortung für alles Gute und Schlechte aufzubürden, was ihm geschieht. So zum Beispiel: „Wenn Du in Deinem Leben Leid erfährst, dann liegt das daran, dass Du selbst mit Deinen Taten dafür gesorgt hast, dass es Dir schlecht geht.“ Das Karma-Konzept produziert in meinen Augen eher selbst „schlechtes Karma“, da es zum persönlichen Leid auch noch Schuld- und Schamgefühle, Selbstablehnung und Gewalt gegenüber sich selbst (Askese, Kasteiungen) aufkommen lässt, von sozialen Sanktionen wie Ausgrenzungen (vgl. nicht nur das Kastenwesen in Indien) mal ganz abgesehen. Und das finden Sie richtig??
    Ihre Verquickung von „Verzeihen“ und „Karma“ ist darüber hinaus denkfehlerhaft. Dies ergibt sich schon daraus, dass aus Ihrem Satz „Unverzeihen führt zu schlechtem Karma“ im Umkehrschluss folgt: „Verzeihen führt zu gutem Karma.“ Wenn Sie jedoch davon ausgehen, dass man Verzeihen nicht erzwingen kann, kann man folglich auch gutes Karma nicht erzwingen. Die Nichterzwingbarkeit von gutem Karma widerspricht jedoch dem Grundgedanken des Karma-Konzepts, nach dem es eine direkte, gesetzmäßige (und damit zwingende) Ursache-Wirkungsverbindung zwischen dem eigenen Handeln und dem gibt, was einem selbst irgendwann widerfährt („Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.“). Nach dem Karma-Glauben ist gutes Karma also zwingend herstellbar, und zwar bei „Groll“ nach Ihren Worten durch Verzeihen. Verzeihen ist jedoch, wie Sie selbst sagen, nicht zwingend herstellbar, was logischerweise dazu führt, dass auch gutes Karma nicht zwingend herstellbar sein kann. Was jedoch wiederum dem Karma-Gedanken widerspricht … u.s.w., u.s.w.. Merken Sie, wie Sie sich in Zirkelschlüssen verfangen und dass Ihr Theoriegebäude nichts weiter als Scheinlogik ist?
    Sie fragen zum Schluss danach, ob ich eine andere Idee oder einen besseren Ansatz habe. Selbstverständlich habe ich. Mein Ansatz wird Ihnen aber wahrscheinlich wenig zusagen. Denn dieser wäre gänzlich agnostisch auf das ausgerichtet, um was es im Kern eigentlich geht – nämlich die Fähigkeit des Menschen, mit den Wechselfällen des Lebens zunehmend besser umgehen zu können.

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  11. Schade, dass Sie nicht mehr antworten, wenn es für Ihre Theorien brenzlig wird …

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    • Hallo Frau Brauer
      mein Eindruck ist, dass Sie unter einem persönlichen Konflikt leiden, der dazu führt, dass Sie in meine Worte etwas hineindeuten, das weder so gemeint ist, noch da so geschrieben steht.
      Von Anfang an haben Sie mir beispielsweise unterstellt, ich wolle auf Menschen Druck und Zwang ausüben.
      Das habe ich weder beabsichtigt, noch getan. Selbst als ich weiter oben noch mal klar gesagt habe, dass ich von Druck und Zwang bei Veränderungsarbeit absolut nichts halte (15. April 2019 und erneut am 30. April 2019), haben Sie das immer wieder geflissentlich ignoriert (Ihre Beiträge am 4. Mai 2019 sowie am 8. Mai 2019).
      An Ihrem vorletzten Beitrag kann man denn auch gut erkenen, wie Ihre Projektionen genau ablaufen.
      Ich hatte Ihnen zum Beispiel weiter oben geschrieben: „Ich habe somit Ihre Argumentation an dieser Stelle voll und ganz unterstützt.“
      Was machen Sie daraus?
      Sie schreiben: „In dem Tenor Ihrer Zeilen („Ich habe Ihnen doch voll und ganz zugestimmt. Was wollen Sie denn noch?“) verbirgt sich erneut …“
      In meinen Text steht aber kein „doch“ wie in „ich habe ihnen doch …zugestimmt“.
      Es steht dort auch kein „Was wollen Sie denn noch?
      Das haben Sie da als „Tenor“ in meine Worte hinein projiziert.
      Sie lesen meinen Text, der lediglich aus Buchstaben schwarz auf weiß besteht, und geben ihn innerlich sich selbst so wieder, wie Sie ihn oben beschrieben haben. Vermutlich als ungeduldig und abweisend (was wollen sie noch von mir). Auf das, was Sie da im Kopf aus dem Text machen, reagieren Sie dann emotional, in dem Sie mir hier weitere Vorfwürfe machen.
      Wobei ich an dieser Stelle auch selbst vorsichtig sein sollte. Wenn ich schreibe, dass Sie meinen Text als „vermutlich ungeduldig und abweisend“ wahrnehme, bin ich selbst in meiner eigenen Projektion.
      Und genau das ist auch die Crux in unserem Dialog. Wir beide können nicht anders, als den Text des Anderen aus dem eigenen Weltbild heraus zu interpretieren.
      Deswegen habe ich für Ihre Projektionen vollstes Verständnis. Wir alle fallen ihnen immer wieder mal zum Opfer. Niemand ist dagegen gefeit. Weder die Leser dieser Zeilen, noch Sie, und auch nicht ich.
      Allerdings können uns Projektionen ganz schön in die Irre führen.
      Hier ein weiteres Beispiel…
      „Ihre Betonung jedoch“ schreiben Sie, „dass Sie mir „in diesem Punkt“ zustimmen…“ impliziert, dass Sie ansonsten der Auffassung sind, dass alle anderen (nicht-traumatischen) Belastungen weiterhin auf „fehlgeleitete Narrative“ zurückgeführt und diese durch „Verzeihen“ aufgelöst werden könnten.“
      Wo steht, dass ich der Meinung bin, dass alle seelischen Probleme auf ein falsches Narrativ zurückführen würde? Oder dass man alle (nicht-traumatischen) Belastungen durch „Verzeihen“ auflösen könne?
      Nirgendwo.
      Wie ich bereits sagte: Sie interpretieren etwas in meine Worte hinein, das da nicht steht.
      Ich hoffe, das sind genug Beispiele.
      Wie gesagt: Ich finde, dass das alles menschlich und deswegen auch verzeihlich ist.
      Von mir aus können wir das so stehen lassen. Oder gar Frieden miteinander finden.
      Ich respektiere aber auch, wenn Sie das nicht möchten.
      Ich kann damit gut leben, dass Sie anderer Meinung sind als ich.
      Vielleicht Sie ja umgekehrt auch?
      In diesem Sinne sende ich Ihnen…
      Herzliche Grüße
      Martin Weiss

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      • Zurück aus dem Urlaub sehe ich, dass mein „Teaser“ Sie doch noch zu einer Antwort gereizt hat.
        Ich beschränke mich in meiner Antwort auf das Wesentliche, da Sie offenbar so getroffen sind, dass Sie Ihre „narzisstische Schutzweste“ angezogen haben und nicht mehr zugänglich sind. (Wobei ich Narzissmus übrigens nicht pathologisch verstehe, sondern als kompensatorische Reaktion auf subjektive persönliche Wertschätzungsdefizite. Weshalb der Betroffene dann so handeln, denken und fühlen MUSS, wie er handelt, denkt und fühlt – ob er will oder nicht.)
        Für Mitleser, die in der Erkennung narzisstischer Verhaltensmuster nicht geschult sind, sei hier nicht nur auf https://de.wikipedia.org/wiki/Narzissmus hingewiesen, sondern auch darauf, dass ein typisches Merkmal Narzissmus-Betroffener ist, zu Mitteln zu greifen, von denen sie sich erhoffen, dass diese den Kritiker emotional besonders treffen werden. Wie etwa, dem anderen „Projektionen“ (gern genutzt werden auch Ausdrücke wie „Halluzinationen“, „geistige Defekte“, u.ä.) zu unterstellen. Denn eigenen Anerkennungsdefiziten und daraus resultierenden Narzissmuszwängen ins Auge zu schauen, würde für Betroffene einer erneuten eigenen Wertminderung gleichkommen – und das wäre einfach unerträglich. Zur Abwehr dessen gilt für Narzissmus-Betroffene kognitiv und emotional ein so striktes „Gebot der Selbstliebe“, dass sie (gesteuert durch ihr Unbewusstes), schlicht gezwungen sind, dies nicht nur ständig zu propagieren, sondern auch jedwede Kritik/Infragestellung an sich und ihren Überzeugungen zu unterbinden (vorbeugend oder abwehrend). Mit welchen Mitteln auch immer. In Überzeugung der eigenen „Grandezza“ halten sie sich dabei typischerweise, unabhängig von tatsächlichen Fähigkeiten, für besonders „kompetent“ und „gerissen“. Das Schlimmste für einen narzisstisch leidenden Menschen ist, in diesen Überzeugungen in Frage gestellt zur werden.
        Gern zeige ich Ihnen und unseren Mitlesern die narzisstischen Mittel auf, mit denen Sie Ihren auf mich projizierten Projektionsvorwurf zu stützen versuchen.
        Sie unterstellen mir, ich hätte Ihnen falsch unterstellt, Sie „wollten auf Menschen Druck und Zwang ausüben“, was Sie „weder beabsichtigt, noch getan“ hätten. Meine Antwort: Absichtlich werden Sie das sicherlich nicht getan haben, aber faktisch. Denn Ihre „spirituellen“ Drohungen mit „schlechtem Karma“ sind de facto Druck und Zwang – ob Sie das wahrhaben wollen oder nicht. Daran ändert auch nichts, wenn Sie noch so oft betonen, dass Sie gesagt hätten, von Druck und Zwang nichts zu halten. Ihre eigenen Worte strafen Sie Lügen.
        Sie behaupten weiter, ich hätte Ihre Aussage, dass Sie meine „Argumentation an dieser Stelle voll und ganz unterstützt“ falsch wiedergegeben und Ihnen ein nichtexistentes „doch“ und „was wollen Sie denn noch?“ als „Tenor“ (sprich Hintergrundbotschaft Ihrer Aussage) unterstellt. Sie übersehen (vor o.g. Hintergrund verständlich), dass dies nicht etwa nur der „Tenor“ ist, den ich persönlich aus Ihren Worten herauslese, sondern jeder andere Mensch ebenfalls. Was Sie natürlich bestreiten werden, verständlicherweise.
        Sie monieren weiter, ich unterstelle Ihnen falsch, Sie seien der „Meinung“, „dass alle seelischen Probleme auf ein falsches Narrativ zurückführen würde…“ oder „ dass man alle (nicht-traumatischen) Belastungen durch „Verzeihen“ auflösen könne.“ Dieser Meinung mögen Sie (bewusst) vielleicht nicht sein. Allerdings impliziert Ihre Aussage genau das nicht etwa nur nach meiner persönlichen Ansicht, sondern nach allgemein anerkannten Gesetzen der Textinterpetation und Logik. Zur Einführung: https://de.wikipedia.org/wiki/Textinterpretation und https://de.wikipedia.org/wiki/Logik.
        Ich habe vor oben genanntem Hintergrund zwar mitfühlendes Verständnis für Ihre Reaktion, werde andererseits aber auch nicht dulden, dass Sie versuchen, persönlicher Defizite u.a. durch destruktive spirituelle Drohungen zu decken.
        In diesem Sinne herzliche Grüße zurück.

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      • Heftig. Sie unterstellen Ihrer Kritikerin glatt pathologische Züge. Inwieweit sehen Sie dabei „den Balken in Ihrem eigenen Auge“ nicht?

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