Dankbarkeit stellt laut meiner Inneren Stimme eine mächtige Kraft dar, die uns nicht nur dabei helfen kann, heftige Herausforderungen zu bewältigen, sondern um vor allem ein erfüllteres Leben führen zu können.
Das fand ich gewagt.
Sie bestand jedoch darauf.
Und sie setzte dem noch eines oben drauf.
Innere Stimme: Dankbarkeit ist neben der Liebe einer der stärkste Kräfte im Universum.
Dankbarkeit? Wie das?
Innere Stimme: Bevor ich fortfahre, gestatte mir bitte, meine Sicht auf die Dankbarkeit darzulegen, die sich möglicherweise etwas von der Deinen unterscheiden könnte
Nur zu.
Innere Stimme: Danke. Es gibt zwei Wege, in die Welt zu schauen. Die erste erkennt an, was ist. Die zweite sieht, was fehlt.
Und?
Innere Stimme: Achte auf meine Worte. »Die erste erkennt an, was da ist«, meint, dass Du das, was da ist, annimmst und (!) akzeptierst. Das ist das Wesen der Dankbarkeit. Sie sieht, was da ist und (!) Du bist damit einverstanden. Man könnte also sagen, dass Du in diesem Zustand in Frieden mit der Welt bist.
Die zweite Perspektive, die sieht, was fehlt, versetzt Dich in einen Unfrieden mit dem Leben. Ein Zustand, der für sich gesehen, weder schlecht noch gut ist, der aber zu einer Falle wird, wenn Du Dich über längere Zeit in ihm befindest.
Was für eine Falle?
Innere Stimme: Bist Du offen für ein kleines Experiment?
Klar.
Experiment: Erfahre die Kraft des Ja
Innere Stimme: Nimm jetzt ein unangenehmes Gefühl in Deinem Inneren wahr. Ganz egal, ob es sich um ein körperliches Unbehagen, eine schlechte Laune oder ob es sich um so etwas Gravierendes handelt wie Angst oder Scham: Spür es einfach.
Ok. Mache ich gerade. Und?
Innere Stimme: Fühle die Emotion und sag still immer wieder »Ja« zu ihr. Und zwar so liebevoll wie Du gerade kannst.
Das Gefühl wird weniger und verwandelt sich ein wenig. Es wird leichter, beinahe freudig sogar.
Innere Stimme: Das ist eine Demonstration der enormen Kraft der Dankbarkeit. Du hast das Gefühl weder bekämpft, noch hast Du versucht, es zu etwas Anderem zu machen, als es ist. Du hast es njcht nur erkannt, Du hast es anerkannt.
Wenn Du etwas ändern möchtest, liebe es so, wie es ist.
Stimmt. Ich kenne das von der Emotio-Technik, die ich bestimmt schon tausend Mal praktiziert habe. Und jedes Mal funktioniert sie. Ich frage mich jedoch, warum.
Innere Stimme: Alles im Leben, und ich betone sehr bewusst »alles« im Leben will angenommen und geliebt werden. Das gilt für Gefühle ebenso wie für Menschen.
Lehnst Du jedoch etwas ab, geht es ebenfalls in den Widerstand. Du erzeugst aus einem chronischen Schmerz ein permanentes Leid und wirst so zu dessen Gefangenem.
Darum meine ich: Wenn Du Deinen Blickwinkel stetig auf das richtest, was fehlt, produzierst Du nicht nur einen beständigen Zustand der Unzufriedenheit, sondern Du läufst Gefahr, Dich in eine Opferrolle zu begeben.
Vom Opferdenken ins Handeln kommen
Was ist mit jemanden, der sieht, dass etwas fehlt und darauf hin etwas unternimmt, um das zu ändern? Zum Beispiel, um einen Akt der Umweltverschmutzung zu verhindern oder jemanden aus dem Verkehr zu ziehen, der sich an anderen Menschen vergreift? Der sieht doch auch, was fehlt – und ich kann nicht erkennen, wo der in einem Opferzustand gefangen ist.
Meine Innere Stimme lächelt: Das ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, dass man selbst für Undank dankbar sein kann. Denn wie alles andere im Leben hat auch die Gabe, seinen Blick auf das zu richten, was fehlt, ihren Platz auf der Welt.
Um die Situation zu ändern, muss der besagte Mensch jedoch seinen Blickwinkel ändern. Nur wenn er die Möglichkeiten sieht, die ihm zur Verfügung stehen, kann er handeln.
Und genau das unterscheidet ihn von all den Menschen, die im Undank gefangen sind.
Sie sehen etwas, das ihnen missfällt, aber sie unternehmen nichts.
Weil sie nach wie vor nur auf das achten, was fehlt, sehen sie keine Chance, die Missstände zu ändern. Selbst wenn man ihnen die Möglichkeiten zu Füßen legen und darauf zeigen würde, hätten sie Einwände. Sie würden Dir höchstwahrscheinlich detailliert darlegen, warum die Optionen nicht funktionieren könnten – weil sie erneut nur sähen, was fehlt.
Der Andere jedoch, der handelt, hat seinen Fokus auf das gerichtet, was für ihn jetzt machbar ist und legt los. Das ist der Unterschied, ob Du dankbar bist oder nicht. Denn selbst wenn sich eine Möglichkeit als Rückschlag erweist, würde er noch immer andere Chancen erkennen können und eine davon ergreifen.
Kurzum…
Wer auf Dauer dankbar ist, hat Erfolg. Wer auf Dauer undankbar ist, eher nicht.
Ich habe immer gedacht, dass Dankbarkeit so eine Art warmes Glücksgefühl ist, dass jetzt gerade alles fein und schön ist.
Innere Stimme: Das Glücksgefühl entsteht, weil Du die Situation bejahst. Es ist also eine Nebenwirkung, die aus der Dankbarkeit entsteht. Aber nicht immer wirst Du glücklich sein, wenn Du dankbar bist.
Das verstehe ich nicht.
Innere Stimme: Nimm einmal an, Dein bester Freund stirbt nach einem langen und quälenden Krankheitsverlauf an Krebs. Könntest Du Dir vorstellen, dass Du dankbar bist, dass er die Qual nun hinter sich gelassen hat? Ja, dass Du sagst, dass es so das Beste für ihn war?
Ja.
Innere Stimme: Und würdest Du dabei ein warmes Glücksgefühl verspüren, dass jetzt gerade alles fein und schön ist?
Nein.
Innere Stimme: Was dann?
Trauer. Ich würde wahrscheinlich deswegen heulen. Aber…
… ich wäre tatsächlich tief in meinem Inneren irgendwie im Frieden damit.
Innere Stimme: Kannst Du nun erkennen, welche enorme Kraft in der Dankbarkeit liegt? Sie ist Dir selbst in den schlimmsten Lebensumständen noch zu Diensten.
Ok. Bitte erkläre mir zum Schluss, wie Dankbarkeit funktioniert. Wie gehe ich da am besten vor?
Wie Du mit dem »Vierfachen Ja« Dankbarkeit praktizierst
Innere Stimme: Dazu möchte ich Dir das »Vierfache Ja« vorstellen. Jedes »Ja« hat eine spezifische Aufgabe, um Dich zu etwas ganz Wunderbarem zu führen. Drei der »Ja« möchte ich mit Dir tiefer erkunden. Das vierte »Ja« jedoch gehört zu etwas so Kostbarem, dass ich ihm einen gesonderten Platz einräumen möchte.
Ok. Verstanden
Innere Stimme: Lass mich das »Vierfache Ja« an einem konkreten Beispiel erklären. Stell Dir vor, Du besitzt eine wunderschöne Vase, die Dir ein Mensch geschenkt hat, den Du liebst. Wann immer Du also die Vase siehst, empfindest Du Freude. Selbst in Situationen, in denen Dich eine schlechte Laune regiert.
Stell Dir vor, jemand stößt sie herunter und sie zerbricht.
Deine erste Reaktion wäre vielleicht Entsetzen. Gefolgt von Ärger, dass Dir etwas genommen wurde, was Dir wirklich etwas bedeutet hat. Alles vollkommen menschliche Reaktionen.
Entscheidend ist, wie es nun weitergeht.
Dankbarkeit, wie ich sie definiere, beginnt, wie bereits gesagt, damit dass Du siehst, was da ist. Die Vase ist heruntergefallen und zerbrochen. Das ist der Tatbestand.
Kein Lamentieren darüber, dass die Vase eben noch heile war oder wie großartig es wäre, wenn die Vase auch weiterhin heile auf Deiner Kommode stünde.
Denn all die Klagen wären vollkommen vergebens. Du würdest Energie in etwas verklappen, das keinen Grund und Boden hat, denn die Vase wird ja wegen des Jammerns nicht zurückkommen.
Du würdest jedoch durch Deine Klage einen Widerstand gegen etwas aufbauen, gegen das Du in der Tat machtlos bist. Die Vase ist zerstört und selbst wenn Du sie zu reparieren versuchen würdest, könntest Du sie nicht retten.
Das erste Ja gilt also der Tatsache, dass die Dinge gerade so sind, wie sie sind. Statt Dich in Träumen zu verlieren, wie die Dinge sein könnten, bleibst Du Realist.
Verstehe. Ich erkenne die Fakten an. Aber wie hilft mir das weiter?
Innere Stimme: Es erspart Dir den Verlust der Energie, die andere ins Jammern investieren. Und statt einen Widerstand aufzubauen, der Dir das Leben noch schwerer macht, bleibst Du in Deinen Gedanken leicht und geschmeidig.
Aber natürlich reicht das noch nicht.
Es bedarf eines zweiten »Ja«, das dem Wesen nach ein wenig subtiler ist. Da Dich der Verlust ärgert, hat Dir die Vase also etwas bedeutet. Beim zweiten Ja erkennst das Gute an, das Dir die Vase gebracht hat. Zum Beispiel die Freude angesichts ihrer Schönheit. Oder das Gefühl der Liebe, die Du bei ihrem Anblick wahrgenommen hast.
In dem Du zu diesen Aspekten »Ja« sagst, erkennst Du an, dass Dir das Leben, auch wenn Du es gerade unlustig finden magst, dennoch über eine gewisse Weile hinweg Freude und Schönheit in Form eines Lichtblicks geschenkt hat.
Würde das nicht aber auch meinen Ärger verstärken, dass der Lichtblick fort ist?
Innere Stimme: Gewiss doch. Und das ist auch gut so, denn wie ich ebenfalls bereits sagte, ist die Fähigkeit, undankbar zu sein, eine enorm kostbare Gabe.
Wie willst Du je ein erfülltes Leben führen können, wenn Du nicht weißt, was Du brauchst und was Du Dir in Deinem tiefsten Inneren wünschst?
Zu wissen, was Du wahrhaftig begehrst, wird Dir vor allem dann besonders deutlich, wenn es gerade nicht da ist und Du Dich deswegen enorm unzufrieden fühlst.
Aber hält mich die Unzufriedenheit nicht davon ab, mich glücklich zu fühlen?
Innere Stimme: Dich Angesichts der zerbrochenen Vase glücklich zu fühlen, könnte just in diesem Augenblick möglicherweise unangemessen sein.
Dir hat die Vase etwas bedeutet, und darum ist es ein Zeichen der Selbstliebe, Dir gegenüber zuzugeben, dass Du ihren Verlust emotional wirklich bedauerst. Kämpfe niemals gegen Deine Gefühle an. Sei ärgerlich, wütend oder traurig. Was auch immer Du spürst, sag Ja dazu.
Betrachte die Gefühle des Mangels vielmehr als einen Wecker, der Dir signalisiert, dass es Zeit ist, aufzustehen. Er schrillt unangenehm, gerade zu nervig. Doch nur so kann er die Aufgabe erfüllen, Dich aus Deinem Schlaf zu holen.
Wenn Du also genervt bist, sag auch dazu Ja.
Allerdings ist es wichtig, die Rolle des Weckers zu verstehen. Er soll Dich lediglich aufwecken. Das bedeutet, dass Du ihn ausstellen solltest, sobald Du wach bist.
Es gibt aber eine Menge Menschen, die ihre unglücklichen Gefühle den ganzen Tag weiter schrillen lassen.
Was empfiehlst Du stattdessen?
Innere Stimme: Die Aufgabe des Weckers anzunehmen.
Deine unglücklichen Gefühle wollen Dich daran erinnern, dass eines Deiner Bedürfnisse nicht erfüllt ist und dass es Zeit wird, etwas dafür zu tun.
Richte also Deinen Blick auf Deine Bedürfnisse und (!) widme ihnen das dritte »Ja«. Denn es ist nicht die Vase, die Dir fehlt, sondern der Lichtblick, den Du in ihrem Angesicht verspürt hast.
Sobald Du Deine Bedürfnisse bejahst, hören die unglücklichen Gefühle zu schrillen auf. Sie haben ihren Job getan, Dich daran zu erinnern, was für Dich zählt.
Und damit kommen wir zum vierten »Ja«, das der Dankbarkeit seine enorme Macht verleiht.
Jetzt bin ich aber gespannt.
Innere Stimme: Das vierte »Ja« hilft Dir zu manifestieren, was Du Dir wirklich wünschst.
Denn wenn Du etwas erschaffen möchtest, ist es wichtig, dankbar zu sein, dass es in Dein Leben kommen wird.
Das fällt mir manchmal enorm schwer.
Innere Stimme: Du bist nicht der Einzige. Und darum werden wir als nächstes eine Dreierserie von Interviews durchführen, in der wir uns auf die Kunst des Manifestierens konzentrieren werden.
Aber lass uns erst dieses hier abschließen.
Dankbarkeit bedeutet erstens, Ja zu dem zu sagen, was ist. Das macht Dich zum Realisten.
Dankbarkeit bedeutet als Zweites, Ja zu dem zu sagen, was Du fühlst und denkst. Das ist Selbstliebe pur.
Als Drittes gilt es, Ja zu dem zu sagen, was Du Dir wünschst. Damit richtest Du Deinen Fokus auf das, um was es in Wirklichkeit geht. Deine Bedürfnisse.
Und das vierte Ja nutzt Du, um Dein Begehr zu manifestieren. Wie genau, erkunden wir in den nächsten drei Interviews.
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Tipp:
Wenn Dich das Interview neugierig gemacht hat: Im Big Shift Buch erfährst Du mehr.
Lieber Martin
ich habe das Experiment beim Lesen mitgemacht. Ich war vorher ärgerlich, weil meine Tochter etwas getan hat, das ich nicht in Ordnung fand.
Als ich zu meinem Ärger ja gesagt habe, ging das Gefühl weg.
Danke dafür.
Deine Ruth
Das mag DEINE innere Stimme sein. Was ist dann mit den vielen Wunscherfüllungen, wo ich nicht Dankbar war??
Hallo Wally
da ich ab nächste Woche das Interview dazu durchführe, teile mir doch mal mit, was Du genau meinst.
Welche Wünsche wurden Dir nicht erfüllt, für die Du nicht dankbar warst?
Wenn das zu intim sein sollte, kannst Du mir auch gerne mailen.
😉
Martin
„Richte also Deinen Blick auf Deine Bedürfnisse … Denn es ist nicht die Vase, die Dir fehlt, sondern der Lichtblick, den Du in ihrem Angesicht verspürt hast.“
Genau zu dem Ergebnis bin ich auch immer wieder gekommen.
Sobald wirklich wirklich die eigentlichen Bedürfnisse hinter einem Gefühl (damit meine ich die elementaren Grund-Bedürfnisse, nicht das, was an der Oberfläche wabert) erkannt sind in voller Authentizität und ohne irgendetwas abzuschwächen oder schön zu reden, kann ein wertungsfreies und freundliches JA dazu wahre Wunder bewirken im Hinblick darauf, wie die Gefühle darauf ansprechen. 🙂
Danke.
Lieber Martin,ich bin dankbar dass es Dich gibt.Du bist ein wertvoller Mensch!
Hubert Riedl (81)